Physiologische Chemie
1886–1920 Gustav von Bunge (1844–1920)
Als Sohn des Botanikers Alexander von Bunge wurde Gustav von Bunge im russischen Dorpat (heute Tartu, Estland) geboren und promovierte 1874 in Chemie in Dorpat. In Leipzig doktorierte er 1882 in Medizin und kam auf Mieschers Initiative als ausserordentlicher Professor 1885 ans Vesalianum nach Basel. Ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor für physiologische Chemie in Basel. 1887 erschien die erste Auflage seines Hauptwerks „Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie“. Von Bunge gilt als Wegbereiter der Vitaminforschung. Als Sozialhygieniker und Abstinenzler war er im wissenschaftlichen Denken antimechanistisch. Er wandte sich gegen Zivilisationskrankheiten, setzte sich für das Frauenstudium ein und wurde durch seine Arbeiten zur Abstinenz und Milchforschung populär. 1890 wurde er Ehrenbürger von Basel.
Ihm zu Ehren wurde an der Spitalstrasse ein Brunnen errichtet.
1921–1932 Karl Spiro (1867–1932)
Nach einem Chemiestudium studierte Karl Spiro auch Medizin. Er promovierte in beiden Wissenschaften kam 1892 an die damalige Kaiser Wilhelm-Universität in Strassburg und an das physiologisch-chemische Institut. Nach dem Ersten Weltkrieg übersiedelte er nach Basel und war in den Forschungslaboratorien der Sandoz AG tätig, bis er als Nachfolger von Bunges an die Universität berufen wurde. Sein Schwerpunkt war die Erforschung der chemischen und physikalischen Eigenschaften des Protoplasmas. Dank seiner pharmakologischen Erfahrungen interessierte er sich auch für Plasma-Toxine und die Einflüsse von organischen Verbindungen auf die Zelle.
1932–1946 Siegfried Edlbacher (1886–1946)
Sein Chemistudium absolvierte Siegfried Edlbacher in Österreich und Deutschland und kam 1912 erstmals in die Schweiz an die ETH Zürich. Nach kurzer Zeit ging er an die Universität Heidelberg, wo er 1919 promovierte und 1924 habilitierte. 1932 konnte er die Nachfolge von Karl Spiro antreten. Anlässlich seines 60. Geburtstags erhielt er von der Medizinischen Fakultät der Universität Basel die Ehrendoktorwürde. Bekannt wurde sein Lehrbuch der physiologischen Chemie, das auch in einer Kurzfassung erschien. Der Verlust seiner Frau ertrug er nicht und folgte ihr in den Tod.
1949–1972 Karl Bernhard (1904–1993)
Nach Forschungsaufenthalten in Genf, New York und Zürich übernahm Karl Bernhard den Lehrstuhl für Physiologische Chemie an der Universität Basel und prägte in den folgenden Jahren den Übergang von der ursprünglich chemisch deskriptiven zur dynamischen Betrachtungsweise der Lebensvorgänge beim gesunden und kranken Menschen mit. Seine wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten lagen im Gebiet des Fettstoffwechsels und der Grundlagenforschung für das Verhalten körperfremder Substanzen im Organismus. Als Direktor des Schweizerischen Vitamininstituts zeigte er am Beispiel der fettlöslichen Vitamine, wie die Biochemie auch für Ernährungsprobleme angewandt werden konnte. Er war in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien und Zeitschriften tätig und er war Präsident des Schweizerischen Vereins für Physiologie, Physiologische Chemie und Pharmakologie sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Biochemie, die er mitbegründet hatte. 1958 wurde er als Mitglied in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Aufgrund seines Interesses für Kunst war er Mitglied der Kunstkommission und der Kommission des Kunstkredits. (siehe Wikipedia)
1975–2000 Paul Walter (geb. 1933)
Paul Walter war Leiter des Biochemischen Instituts Vesalianum an der Universität Basel. Er hatte in organischer Chemie an der ETH Zürich promoviert und verbrachte Studienaufenthalte in den USA an der Brandeis University in Waltham, Massachusetts (USA), und am Institute of Enzymology der University of Wisconsin, Madison. Bevor er nach Basel kam war er ausserordentlicher Professor an der Universität Bern. In seinen Publikationen befasste er sich vor allem auf den Gebieten des Kohlenhydratstoffwechsels und der Vitamine. Er war Chefredaktor der Zeitschrift International Journal of Vitamin and Nutrition Research und Präsident der Schweizerischen Akademie der Wissenschaften und der Europäischen Akademie für Ernährungswissenschaften.