Neurologie

Robert Bing

1907–1953 Robert Bing (1878–1956)

Nach seinem Medizinstudium in Basel absolvierte Robert Bing eine Ausbildung zum Neurologen in Paris, Frankfurt am Main und London. Nach seiner Rückkehr wurde er 1907 Privatdozent für Neurologie, 1918 Ausserordentlicher und 1932 Ordentlicher Professor der Universität Basel. Mit grossem Engagement baute er ohne jede staatliche Unterstützung in den Räumen der medizinischen Poliklinik ein neurologisches Ambulatorium und Laboratorium auf. Sein neurologisches Zentrum genoss internationales Ansehen und brachte ihm mannigfache Ehrungen. So erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität von Liège. Er war an der Gründung der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft (SNG) massgeblich beteiligt und wurde später Ehrenpräsident. Bekannt ist sein vielfach übersetztes Lehrbuch der Nervenkrankheiten, das 1913 in der ersten und 1952 in der neunten Auflage erschien. Weiter entwickelte er grundlegende diagnostische Leitfäden. Seinen Namen trägt die Bing-Horton-Neuralgie. Aus Bings Vermächtnis richtet die "Schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaften" den Robert-Bing-Preis für neurologische Forschung aus. (siehe Wikipedia)

Felix Georgi

1951–1965 Felix Georgi (1893–1965)

Seine Ausbildung wie auch sein Medizinstudium absolvierte Felix Georgi zum Teil in Zürich, zum Teil in verschiedenen deutschen Städten und schloss das Staatsexamen in Freiburg im Breisgau ab. Er wurde stellvertretender Direktor der Neuropsychiatrischen Klinik Breslau, habilitierte sich und wurde ausserordentlicher Professor für Neurologie und Psychiatrie. Der Nationalsozialismus zwang ihn, in die Schweiz zurückzukehren, das Extraordinariat in Breslau wurde ihm aberkannt. In Yverdon baute er die kleine psychiatrische Privatklinik Bellevue zu einem modernen psychiatrischen Zentrum auf und führte das Insulinkoma als moderne Therapie ein. Nun Schweizer Bürger geworden, berief ihn Prof. John E. Staehelin 1946 als Sekundärarzt nach Basel an die Psychiatrische Universitätsklinik Friedmatt. Er führte das dortige Forschungsinstitut und betrieb seine frühere Forschung der Körpersäfte intensiv weiter. Georgi vollzog damit einen bedeutsamen Wechsel von der Neuropsychiatrie hin zur hauptsächlich somatisch orientierten neurologischen Tätigkeit. 1948 erhielt er Bings Lehrauftrag und 1951 übernahm er Bings Nachfolge als Vorsteher der Neurologischen Poliklinik, die er erheblich ausbaute, bis sie ab Januar 1962 den Namen "Neurologische Universitätsklinik und Poliklinik" erhielt.

Heinrich Ernst Kaeser

1965-1992 Heinrich Ernst Kaeser (1924–2006)

Heinrich Kaeser, der 1965 Georgis Nachfolge antrat, hatte sich in klinischer Elektrophysiologie spezialisiert. Er weilte an der Mayo-Klinik bei Dr. Edward Lambert, mit dem er experimentelle Untersuchungen bei neuromuskulären Krankheiten durchführte, und publizierte Arbeiten über Polyneuropathien und elektrophysiologische Untersuchungen am peripheren Nerv. Die Neurologische Klinik befand sich immer noch als separate Klinik unabhängig vom Kantonsspital an der Socinstrasse. Unter Kaesers Leitung wurden die Subspezialitäten ausgebaut, insbesondere das EEG. Ein Grossereignis war 1972 am Kantonsspital die Anschaffung des ersten EMI-Scans in Kontinentaleuropa, ein Meilenstein in der Geschichte der Neurologie. 1977 erfolgte der Umzug der Neurologie von der Socinstrasse ins Kantonsspital. Auf diese Weise konnte die Neurologie mit allen anderen Kliniken zusammenarbeiten. Die unmittelbare Nähe der Intensivstation war ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung der Neurologie, insbesondere auf dem Gebiet der zerebrovaskulären Erkrankungen. Die Einführung der Neuropsychologie respektive der Verhaltensneurologie war ein weiteres Verdienst von Heinrich Kaeser und Thierry Ettlin. Auch die experimentelle Autoimmunenzephalomyelitis war ein wichtiges Forschungsgebiet. Von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1992 amtete er als Herausgeber der Zeitschrift European Neurology. Im 1978 eröffneten Zentrum für Lehre und Forschung erhielt die neurologische Forschung neue Räumlichkeiten.

Andreas J. Steck

1993-2007 Andreas J. Steck (geb. 1942)

Als Sohn des bekannten Psychiaters und Neurologen Hans Steck hatte er sich nach Abschluss des Medizinstudiums in Bern für das neurologische Fachgebiet anlässlich eines längeren Aufenthalts in den USA entschieden. Sein Schwerpunkt lag in der Neuroimmunologie. 1982 erhielt er von der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften den Robert-Bing-Preis für seine wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der demyelinisierenden Erkrankungen. Mit dem Aufbau einer Stroke-Unit vollzog er einen Wechsel zur Akutneurologie; damit konnten die Schlaganfallpatienten unter Einbezug modernster Entwicklung durch bildgebende Verfahren optimal behandelt werden. Steck war von 1994-1995 Präsident der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft und von 1996-1997 Präsident der European Neurological Society. Er war von 1994-2012 Co-Chefredaktor des Schweizer Archivs für Neurologie und Psychiatrie. (siehe Wikipedia)