Gynäkologie und Geburtshilfe

Hermann Fehling

1887–1894 Hermann Fehling (1847–1925)

In Stuttgart geboren studierte Hermann Fehling in Tübingen, Leipzig, Wien, London und Edinburgh und promovierte und habilitierte in Leipzig. 1877 wurde er als Direktor der Württembergischen Hebammenschule nach Stuttgart berufen. Zehn Jahre später erfolgte seine Wahl zum Ordinarius für Geburtshilfe und Gynäkologie und zum Direktor des Frauenspitals Basel. Hier setzte er sich für die Planung und Erstellung des Neubaus an der Klingelbergstrasse ein. Noch vor der Eröffnung 1896 wurde Fehling als Ordinarius nach Halle berufen, wo er die Universitätsfrauenklinik bis 1901 leitete. Danach war er in gleicher Stellung in Strassburg tätig. Nachdem Strassburg nach dem Ersten Weltkrieg französisch geworden war, legte er dieses Amt nieder. Unter seinen Publikationen sind das Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen, das "Lehrbuch der Frauenkrankheiten" und die "Physiologie und Pathologie des Wochenbetts" bekannt. (siehe Wikipedia)

Ernst Bumm

1894–1901 Ernst Bumm (1858–1925)

Ernst Bumm promovierte 1882 und habilitierte sich 1885 im Fach Geburtshilfe und Gynäkologie in Würzburg. Zwei Jahre später gründete er mit Albert Hoffa eine Privatklinik. 1894 nahm er die Professur in Gynäkologie an der Universität Basel an und amtete 1900 als Rektor. Als Spitaldirektor eröffnete er 1896 das neue Frauenspital an der Schanzenstrasse. Bereits 1901 ging er nach Halle (Saale) und 1904 nach Berlin, wo er 1910 die Leitung der Universitätsfrauenklinik an der Charité übernahm. Ernst Bumm leistete wichtige Beiträge zur Bekämpfung des Wochenbettfiebers und entwickelte gynäkologische Operationstechniken aufgrund der neuen Erkenntnisse in der Bakteriologie. Sein 1902 erschienenes Werk "Grundriss zum Studium der Geburtshilfe" ist aufgrund der hohen Qualität der Abbildungen zum Vorbild für viele Lehrbücher geworden. In Deutschland war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie. Er setzte sich eine geringere Kindersterblichkeit zum Ziel und forderte dazu neben medizinischen Massnahmen die Verbesserung der Lebensbedingungen der unteren Bevölkerungsschichten. Er förderte die damals aufkommende Strahlenbehandlung des Gebärmutterhalskrebses. (siehe Wikipedia)

Otto von Herff

1901–1916 Otto von Herff (1856–1916)

Auf Ernst Bumms Empfehlung wählten die Behörden Otto von Herff, bisher Extraordinarius in Halle, zum ordentlichen Professor und Direktor des Frauenspitals. Er war in Mexiko geboren, aber bald mit der Familie nach Deutschland zurückgekehrt. Er war Assistent an der Chirurgischen Klinik in Giessen und danach Leiter der chirurgischen Abteilung des Diakonissenspitals in Darmstadt. Seinen wissenschaftlichen Interessen ging er danach an der Universität Halle und in Basel nach. Er forschte und publizierte v. a. zum Kindbettfieber, das im Frauenspital stark zurückging. 1916 starb er selbst an einer Infektion, die er sich bei einer Operation zugezogen hatte. (siehe Wikipedia)

Alfred Labhardt

1916–1942 Alfred Labhardt (1874–1949)

Nach dem Medizinstudium in Basel und Tübingen arbeitete Alfred Labhardt als Assistenzarzt im Kantonsspital Aarau und wechselte später an die Chirurgische Klinik der Albertus-Universität in Königsberg. 1902 kehrte er nach Basel ans Frauenspital zurück und wurde 1904 Oberarzt. Zwei Jahre später habilitierte er und 1916 wurde er zum Ordinarius und Direktor der Frauenklinik ernannt. 1934 war er Rektor der Universität. Labhardt etablierte eine optimale Aseptik in Gynäkologie und Geburtshilfe und propagierte die klinische Entbindung anstelle der Geburt im Privathaus. Er erweiterte die Indikation für den Kaiserschnitt, der schon 1935 in der Basler Klinik 2,19 % der Geburten ausmachte. Unter den von ihm eingeführten gynäkologischen Operationen sind eine Form der Tubensterilisation und eine Methode der Operation bei Uterusprolaps, mit seinem Namen verbunden. Als Wissenschaftler widmete sich Labhardt vor allem der biologisch-klinischen Grundlagenforschung, insbesondere der Endokrinologie des Eierstocks. Als vehementer Gegner der sozialen Indikation des Schwangerschaftsabbruchs widmete er sich Themen der Familienplanung.

Theodor Koller

1942–1969 Theodor Koller (1899–1985)

Theodor Koller, 1899 in Winterthur geboren, erhielt seine Facharztausbildung an der Zürcher Universitäts-Frauenklinik. 1942 wurde er als Nachfolger von Alfred Labhardt zum Ordinarius und Direktor des Frauenspitals gewählt. Den Schwerpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit richtete er auf den geburtshilflichen und sozialmedizinischen Zweig des Fachs. Das von ihm verfasste zweibändige "Lehrbuch der Geburtshilfe" galt als Standardlehrbuch. Fokus seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war – auch aus persönlichen Gründen – die Thromboseforschung. Seine Mutter war an einer postoperativen Embolie verstorben. Bei den damals üblichen langen Immobilisationszeiten, sowohl im Wochenbett als auch nach operativen Eingriffen, waren tiefe Venenthrombosen häufige Ereignisse im klinischen Alltag. 1954 organisierte er mit Willi Merz in Basel den ersten internationalen Kongress zu diesem Thema. Eine weitere Initiative Kollers war die Gründung der Vereinigung Deutschsprechender Hochschullehrer in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Die erste akademische Tagung dieser bis heute bestehenden Organisation wurde 1957 in Basel durchgeführt. Mit Prof. Rudolf Nissen gründete er 1957 die Krebsliga beider Basel zusammen.

Otto Käser

1969–1983 Otto Käser (1913–1995)

Bei seiner Wahl zum Ordinarius für Gynäkologie und Geburtshilfe und Direktor des Frauenspitals war der Aargauer Otto Käser, der in Basel die Ausbildung absolviert hatte und an der Frauenklinik des Kantonsspitals St. Gallen Chefarzt gewesen war, seit 1962 ordentlicher Professor in Frankfurt am Main. Er war Co-Autor des Standardwerks "Atlas der gynäkologischen Operationen", welches während fünf Jahrzehnten das deutschsprachige Referenzwerk der gynäkologischen Operationslehre darstellte. Otto Käser war Mitglied vieler Fachgesellschaften und u. a. Ehrenmitglied des American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG). 1986 erhielt Käser von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtenhilfe die renommierte Carl Kaufmann-Medaille. Überdies engagierte er sich als Präsident bei der Krebsliga. (siehe auch Nachruf)

Hans Ludwig

1983–1989 Hans Ludwig (geb. 1929)

Bevor Hans Ludwig ordentlicher Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universität Basel wurde, war er bereits seit 1972 Professor an der Universität Duisburg-Essen. Seine Medizinausbildung hatte er in Düsseldorf, Marburg, Tübingen, Basel und München absolviert. Schwierigkeiten innerhalb der Klinik und mit den vorgesetzten Behörden veranlassten Ludwig 1988, die Klinikleitung niederzulegen. Von 1989 bis 1995 war er an der Medizinischen Fakultät Studiendekan. Das wissenschaftliche Interesse Ludwigs galt der Blutgerinnung, dem Schockgeschehen in der Geburtshilfe, der Kontrazeption, der menschlichen Fortpflanzung und der elektronenmikroskopischen Morphologie des weiblichen Genitaltrakts. Hans Ludwig bekleidete zahlreiche Ämter. Von 1986 bis 1988 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, anschliessend war er bis 1991 Präsident der European Association of Gynecology and Obstetrics und von 1979 bis 1994 Mitglied im Vorstand der Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique (FIGO). 1985 war er Generalsekretär des FIGO-Weltkongresses in Berlin. Hans Ludwig ist seit 1987 Fellow of the Royal College of Obstetricians and Gynaecologists ad eundem (FRCOG) und Fellow of the American Congress of Obstetricians and Gynecologists (hon.)(FACOG). Im Jahr 2000 wurde er zum Ehrenmitglied der Česká gynekologická a porodnická společnost(Tschechische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe der Tschechischen Gesellschaft für Medizin Purkinyě) ernannt. Die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wurde ihm 2012 verliehen. Engagiert war er auch in der Zeitschrift Archives of Gynecology and Obstetrics. (siehe Wikipedia)

Alfonso Almendral-Castano

1989–1995 Alfonso Almendral-Castano (geb. 1933-2015)

Nach Hans Ludwig übernahm Alfonso Castaño-Almendral die Klinik als interimistischer Leiter. Am Ende seiner Amtszeit 1995 konnte Almendral auf ein recht langes Interregnum zurückblicken. Seine Medizinaubildung absolvierte der Spanier in Salamanca und Madrid. Nach der Facharztausbildung habilitierte er sich 1966 in Göttingen und wechselte 1967 zu Otto Käser nach Frankfurt am Main, 1970 folgte er ihm nach Basel. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt lag auf den Themen der gynäkologischen Röntgendiagnostik und der Strahlentherapie. Ein weiterer Schwerpunkt war die Gynäkoonkologie, hier machte er sich als versierter Operateur einen Namen. Während seiner Amtszeit war Almendral mit immensen Sparvorgaben der Spitaldirektion konfrontiert. Die damit unter anderem verbundene erhebliche Verminderung der ärztlichen Stellen konnte damals nur dank grösstem Einsatz aller in der Klinik tätigen Personen ausgeglichen werden.

Wolfgang Holzgreve

1995–2008 Wolfgang Holzgreve (geb. 1955)

Nach seinem Medizinstudium an der University of California, Berkeley promovierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. 1985 erhielt er die Facharztanerkennung für Geburtshilfe und zudem, nach einer Postdoctoral Fellowship an der University of California, San Francisco die Zusatzbezeichnungen inHumangenetik und Sportmedizin. In Nordrhein-Westfalen wurde er 1987 zum Professor berufen. Danach war er als Ordinarius für Geburtshilfe und Gynäkologie und als Vorsteher der Universitäts-Frauenklinik von 1995 bis 2008 in Basel tätig, bis er an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wechselte.

Er gilt als Pionier der pränatalen Medizin und hat einige Verfahren und Methoden entwickelt und patentieren lassen. Zahlreiche Preise und Ehrungen hat er für seine Forschungen erhalten, u. a. wurde er 2001 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldiana aufgenommen und 2008 erhielt er die Drs. Haackert-Medaille für Verdienste im Bereich der Pränatalen Medizin und die Goldmedaille der Karls-Universität Prag. Während einiger Zeit präsidierte er die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (gynécologie suisse). Holzgreve war bzw. ist Mitherausgeber der Fachzeitschriften Fetal Diagnosis and Therapy, Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie, Reproduktionsmedizin, Zentralblatt für Gynäkologie, Therapeutische Umschau und American Journal of Obstetrics & Gynecology (International Editor).