Chirurgie

August Socin

1864–1899 August Socin (1837–1899)

Nachdem der ordentliche Professor Johann Jakob Mieg 1862 als Spitaldirektor zurückgetreten war und auch die Vorlesungen zur chirurgischen Klinik nicht weiterführte, wurde August Socin als ordentlicher Professor und Direktor der Chirurgischen Klinik am Bürgerspital Basel gewählt. Socin setzte sich für die Verbreitung der antiseptischen Wundbehandlung ein und lieferte wichtige Beiträge zur Urologie, Hernien-, Kropf-, Abdominal- und Kriegschirurgie. Neben seinen Vorlesungen führte er die Krankenvisiten mit den Studenten durch. Um ihn nicht durch eine Berufung zu verlieren, richtete man ihm 1867 einen neuen Operationssaal ein, worauf die Patientenzahl in der Klinik rasch anstieg. Er hatte mit neun Studenten begonnen 1874 waren es bereits 44. Er tauschte sich in dieser Zeit des grossen Aufschwungs der Chirurgie mit den Kollegen Theodor Kocher und Theodor Billroth aus. Im Vergleich zu seinen praktischen, didaktischen und organisatorischen Leistungen standen seine Veröffentlichungen nicht im Zentrum. Nur zwei wichtige sind zu nennen: Kriegschirurgische Erfahrungen und Erkrankungen der Prostata im Handbuch der allgemeinen und speziellen Chirurgie von Pilha-Billroth. In Basel errichtete er ein Institut zur Herstellung und Anpassung von Prothesen für Kriegsinvalide. (siehe Wikipedia und Altbasel)

Otto Hildebrand

1899–1904 Otto Hildebrand (1858–1927)

Otto Hildebrand war Extraordinarius und Oberarzt an der Charité in Berlin. Er genoss bereits grosse Anerkennung als Operateur, Forscher und Wissenschaftler, als er nach Basel berufen wurde. Grundlegend wurde sein Lehrbuch der Chirurgie. Schon nach fünf Jahren folgte er einem Ruf zurück an die Charité in Berlin. (siehe Wikipedia)

Eugen Enderlen

1904–1907 Eugen Enderlen (1863–1940)

Weil allen Schweizer Bewerbern die Qualifikationen zum akademischen Lehramt fehlten, wurde Eugen Enderlen, Extraordiunarius in Marburg, gewählt. Man verpflichtete ihn, jedes Semester an fünf Tagen pro Woche zwei Lektionen chirurgische Klinik und den Operationskurs abzuhalten. Seine wissenschaftlichen Forschungen in Basel betrafen die Blutungen im Schädelinnern, Schädelplastik und Hernien. Auch er verliess Basel bereits nach kurzer Zeit und folgte einem Ruf nach Würzburg. (siehe Wikipedia)

Max Wilms

1907–1910 Max Wilms (1867–1918)

Nach seinen Studien in Bonn wurde Max Wilms Assistent am Pathologischen Institut in Giessen und danach in Köln. In Leipzig habilitierte er sich 1899. Die Universität Basel berief ihn 1907 auf den Chirurgischen Lehrstuhl an der Universität Basel. Er musste sich für vier Jahre verpflichten, keinen Ruf nach auswärts anzunehmen und im Sommersemester einen Operationskurs und im Wintersemester eine wenigstens zweistündige Vorlesung zu halten. Nach Ablauf der vier Jahre zog er nach Heidelberg. Seine Monografie über den Darmverschluss bedeutete einen Meilenstein in der Fachliteratur. Die Tuberkulose wurde ein weiteres wichtiges Gebiet seiner Tätigkeit. Sein Vorschlag bei einseitiger kavernös-fibröser Lungentuberkulose eine begrenzte paravertebrale Rippenresektion auszuführen wurde unter dem Namen der paravertebralen Thorakoplastik für zwei Jahrzehnte die Methode der Wahl, bis die modernen Lungenresektionsverfahren sie ablösten. Die Röntgenstrahlenbehandlung der Drüsentuberkulose ging auf seine Initiative zurück. Das Lehrbuch der Chirurgie, das Max Wilms gemeinsam mit Ludwig Wullstein 1908-1909 herausgab, war führend. 1899 beschrieb er den bösartigen Nierentumor im Kindesalter, das "Nephroblastom", das nach ihm als "Wilms-Tumor" benannt wurde. (siehe Wikipedia)

Friedrich de Quervain

1910–1918 Friedrich de Quervain (1868–1940)

Nach der erneuten Vakanz wählten die Behörden Friedrich de Quervain, der bei Professor Theodor Kocher (1841–1917) studiert und danach die Leitung der chirurgischen Abteilung des Spitals von La Chaux-de-Fonds übernommen hatte. Trotz der Spitaltätigkeit entfaltete er eine rege Publikationsaktivität. Zu erwähnen sind sein "Lehrbuch der chirurgischen Diagnostik" und seine gemeinsam mit Kocher herausgegebene "Enzyklopädie der gesamten Chirurgie". In Basel forschte er insbesondere zur operativen Technik der Entfernung der Schilddrüsen, Magen- und Darmchirurgie. Die "Tendovaginitis stenosans de Quervain" und die "de Quervain-Thyreoiditis" tragen heute noch seinen Namen. Wichtig ist seine Monografie über die Chirurgie des Halses. Seit 1901 hatte die Zahl der Medizinstudenten und wenigen -studentinnen und die durchgeführten Operationen sehr zugenommen. Die Anzahl Studierender nahm von 50 auf 78 zu und die Operationen verdoppelten sich von 827 auf 1788 im Jahr 1915. Um bei den Behörden eine dringend benötigte Erweiterung der chirurgischen Klinik und des Hörsaals zu veranlassen, benützte er einen Ruf nach Genf. Die Behörden kamen ihm sehr entgegen, dennoch folgte er drei Jahre später einem Ruf nach Bern, um die Nachfolge seines Lehrers Theodor Kocher anzutreten. (siehe Wikipedia)

Gerhard Hotz

1918–1926 Gerhard Hotz (1880–1926)

Auf den gesetzlichen Lehrstuhl der Chirurgie berief man den Basler Gerhard Hotz, der Enderlen als sein Assistent nach Würzburg begleitet hatte. Inzwischen leitete er das evangelische Diakonissenhaus in Freiburg. Trotz seiner geschwächten Gesundheit forschte und publizierte er viel. Er befasste sich mit den Anwendungsformen der Bluttransfusion, der Behandlung des perforierten Magengeschwürs, des Kropfes, der Tuberkulose und der Gelenkeiterungen.

Carl Henschen

1926–1947 Carl Henschen (1887–1957)

Der aus Württemberg stammende Carl Henschen durchlief die Schulen in Zürich und wurde hier 1894 eingebürgert. Von 1896 bis 1901 studierte er Medizin an den Universitäten Zürich und Kiel. Er arbeitete als Assistent an den Pathologischen Instituten der Universitäten Zürich und Heidelberg. Ab 1903 war er Assistenzarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik Zürich. Nach seiner Habilitation 1908 an der Universität Tübingen war er zwei Jahre an der dortigen Chirurgischen Klinik tätig. Ab 1910 lehrte er zunächst als Privatdozent und danach als Titularprofessor an der Universität Zürich, bis er 1917 Chefarzt des Kantonsspitals St. Gallen wurde. Von 1926 bis 1947 war er Ordentlicher Professor für Chirurgie an der Universität Basel. 1932 war er Dekan der Medizinischen Fakultät und von 1944 bis 1945 Rektor der Universität Basel. Er forschte, lehrte und publizierte breit und war als Mitplaner beim Neubau des Bürgerspitals, des heutigen Klinikums 1, massgeblich beteiligt. (siehe Wikipedia)

Otto Maurice Schürch

1947–1951 Otto Mauriz Schürch (1896 –1951)

Henschens Nachfolger wurde Otto Mauriz Schürch, Direktor des Kantonsspitals Winterthur. In der kurzen Zeit bis zu seinem Tod forschte er auf den Gebieten der Krebs- und Knochenchirurgie und der Bluttransfusion.

Rudolf Nissen

1952–1967 Rudolf Nissen (1896–1981)

Seine chirurgische Weiterbildung erhielt Rudolf Nissen bei Ferdinand Sauerbruch in München und Berlin. 1931 führte er als erster in Berlin erfolgreich die operative Entfernung eines kranken Lungenflügels aus (Pneumonektomie). Aufgrund seiner jüdischen Abstammung emigrierte er 1933 nach Istanbul, wo er bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als Professor für Chirurgie tätig war. Nach Kriegsende lehnte er mehrere Lehrstühle in Deutschland ab. Er übersiedelte in die USA und wirkte in Boston und New York. 1948 operierte er erfolgreich Albert Einstein wegen eines ruptierten Aortenaneurysma. 1951 wählte ihn der Regierunsrat auf den Lehrstuhl der Chirurgie und zum Vorsteher der Chirurgischen Kinik. Nissen war ein innovativer Chirurg: Er entwickelte neue chirurgische Verfahren und bildete als Antwort auf die zunehmende Spezialisierung selbständige Spezialabteilungen der Chirurgie, wie die Anästhesiologie und Neurochirurgie. Er zeichnete sich durch eine klare, kompromisslose ethische Haltung und eine anspruchsvolle und bedingungslose berufliche Hingabe aus, die er auch von seinen Mitarbeitern forderte. Dann übersiedelte er in die USA und wirkte in Boston und New York. 1948 operierte er erfolgreich Albert Einstein wegen eines rupturiellen Aortenaneurysma. 1951 wählte ihn der Regierungsrat auf den Lehrstuhl der Chirurgie und zum Vorsteher der chirurgischen Klinik. Er gilt als Pionier der Thorax- und Speiseröhrenchirurgie und förderte die Entwicklung von chirurgischen Speziagebieten (Anästhesiologie, Neurochirurgie). Erst nach seinem Tod erschien 1969 seine Autobiografie "Helle Blätter - dunkle Blätter. Erinnerungen eines Chirurgen". Die beiden Professoren Rudolf Nissen und Theodor Koller gründeten 1957 die Krebsliga beider Basel. (siehe Wikipedia).

Literaturangaben:

  • Rudolf Nissen, "Helle Blätter, dunkle Blätter" Erinnerungen eines Chirurgen, Stuttgart 1969.
  • Martin Allgöwer: Rudolf Nissen (1896-1981) Laudatio für den Forumband 1992 der deutschen Gesellschaft für Chirurgie.
  • Jakob Oeri, Kurzansprache während eines Festessens zu Ehren des 100. Geburtstages von Rudolf Nissen, in: Harder Felix, Rosetti M: 100 Jahre Rudolf Nissen, Schwabe Verlag 1997 S. 211-212.
  • Erich Grädel: Herzthorax-Chirurgie, in: Harder Felix und Rosetti M: 100 Jahre Rudolf Nissen, Basel 1997, S. 41
Martin Allgöwer

1967–1983 Martin Allgöwer (1917–2007)

Bis zu seinem Ruf nach Basel 1967 war Martin Allgöwer, der sich 1956 in Basel habilitiert hatte, Chefarzt der chirurgischen Abteilung im Kantonsspital Chur. Zusammen mit Maurice E. Müller (1918–2009) und Hans Robert Willenegger (1910–1998) gründete er 1958 das Labor für Experimentelle Chirurgie in Davos und die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO). Ausschlaggebend waren die zunehmenden Sportverletzungen beim Skifahren. 1976 wurde er zum Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie gewählt, 1979 übernahm er das Präsidium der Société internationale de Chirurgie und 1983 dasjenige der AO-International. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der Universitäten Ulm, Uppsala, Belfast und München und war Ehrenmitglied zahlreicher internationaler chirurgischer Vereinigungen. Mit der experimentellen Forschung im Bereiche der Knochenbruchheilung, der innovativen Entwicklung von Osteosynthesemethoden, und der integrierten Behandlung von Mehrfachverletzten, erntete Martin Allgöwer grosse internationale Anerkennung und entsprechende Reputation in der Chirurgie. 1987 wurde ihm der Marcel-Benoist-Preis zugesprochen. (siehe Wikipedia)

Felix Harder

1983–2001 Felix Harder (geb. 1938)

Als ordentlicher Professor und Leiter der Chirurgischen Klinik und des gesamten Departements Chirurgie bemühte sich Felix Harder in bestimmten, mengenmässig unterrepräsentierten Spezialgebieten interkantonale Kooperationsmodelle und Netzwerke zur Sicherung v.a. der Qualität der klinischen Leistungen und der Weiterbildung zu schaffen. Seine wesentlichsten Weiterbildungsstationen waren das Massachusetts General Hospital in Boston und das Departement Chirurgie in Basel bei Martin Allgöwer. Er restrukturierte die Allgemeinchirurgische Klinik und bildete drei Abteilungen: Viszeralchirurgie, Traumatologie und Gefäss- respektive Transplantationschirurgie. Er baute sukzessive eine umfassende departementale Forschungsabteilung auf, wo sich Grundlagenwissenschaftler und Chirurgen in enger Zusammenarbeit mit klinisch orientierter Forschung speziell auf den Gebieten der Immunologie, der Onkologie und des Tissue Engineerings befassen.Er fokussierte seine Forschung auf die experimentelle Onkologie und vor allem auf die frühe Implementierung der brusterhaltenden Therapie beim Mammakarzinom. Er war in zahlreichen nationalen und internationalen Führungsgremien von Spezialisten-Gesellschaften tätig. So präsidierte er die European Surgical Association, war Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und ist seit 2001 Generalsekretär der International Society of Surgery.