Anästhesiologie

Werner Hügin (1965-1978)

medF

Werner Hügin wurde in Basel geboren. Initial besuchte er das humanistische Gymnasium in Basel, wechselte später an das Internat Schiers und erwarb 1937 die Matur in Zürich. Medizin studierte er in Basel, unterbrochen vom Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg. 1944 schloss er das Studium ab und wurde Assistent beim Chirurgen Carl Henschen am Bürgerspital Basel (heute Universitätsspital Basel). Dieser unterstütze ihn um 1947 in den Vereinigten Staaten bei Henry K. Beecher am Massachusetts General Hospital neue Techniken der Anästhesie zu erlernen. Eine US-amerikanische Patientin hatte sich zuvor geweigert in Basel operiert zu werden, da es in Basel keinen Anästhesiearzt gab. Die Wahl fiel auf Hügin, weil er 1947 einen detailliert geplanten Selbstversuch mit Curare in der Schweizerischen Medizinischen Wochenschrift publiziert hatte. Die Anästhesiologie war damals in der Schweiz kein eigenständiges Fach sondern wurde von den Chirurgen „nebenbei“ erledigt. Man erzählt sich, dass der vorgesehene Nachfolger von Henschen Hügin nahegelegt haben soll, in Boston zu bleiben, da in Basel kein Anästhesist gebraucht würde. Werner Hügin liess sich davon jedoch nicht abschrecken und setzte seine Ausbildung fort.

W. Hügin kehrte 1949 nach Basel zurück und wurde zum Leiter einer neu geschaffenen Unterabteilung für Anästhesie an der chirurgischen Klinik ernannt. Er bildete sich kontinuierlich weiter, u.a. durch Studienaufenthalte in Oxford (1950) und Stockholm (1951). Das Ansehen der Anästhesie änderte sich schlagartig als Rudolf Nissen 1952 zum Ordinarius für Chirurgie berufen wurde. Man erzählte sich sogar, dass Nissen nur nach Basel gekommen sei, weil es hier einen Anästhesiearzt gab. Nissen hatte während seiner Zeit in New York, das segensreiche Wirken einer guten Anästhesieklinik für Patientinnen und Patienten kennen gelernt, weil nur so komplexe und längere Operationen überhaupt erfolgreich durchgeführt werden konnten. Von Nissen stammt auch die Aussage, dass „an der Operation und ihrem Ergebnis stets zwei Spezialisten beteiligt seien, deren Kenntnisse und Werk sich ergänzen“. Nissen sorgte für die Errichtung eines eigenständigen Instituts für Anästhesiologie mit Hügin als Chefarzt. Dieser habilitierte sich 1955 und wurde 1963 ausserordentlicher und 1965 ordentlicher Professor für Anästhesiologie in Basel. 1978 trat er im Alter von 60 Jahren als Chefarzt am Kantonsspital in Basel zurück, um rascher neue Entwicklungen in der Patientenversorgung, Lehre und Forschung zu ermöglichen.

Werner Hügin gehörte 1952 zu den Gründern der «Schweizerischen Gesellschaft für Anästhesiologie und Reanimation». Er war zudem an der Gründung und Herausgabe der Zeitschrift „Der Anästhesist“, die im Springer-Verlag erschien, beteiligt. Er ist Koautor des ersten deutschsprachigen Lehrbuchs für Anästhesie, das 1955 im Springer Verlag erschien und zur „Bibel“ für Generationen von Anästhesisten wurde. Auf die Initiative von Hügin ging auch die Organisation der alle zwei Jahre stattfindenden Kongresse der deutschsprachigen Länder zurück. Diese Tradition wurde während mehr als 50 Jahren fortgeführt und wurde erst nach Etablierung der gesamteuropäischen Fachgesellschaft für Anästhesiologie beendet.

Myron B. Laver (1979 - 1982)

medF

Myron B. Laver studierte nach dem Schulabschluss in den USA Medizin in Bern und Basel. Anschliessend arbeitete er auf der Chirurgie in Basel unter Martin Allgöwer in der chirurgischen Forschung. Seine anästhesiologische Ausbildung erfolgte am Massachusetts General Hospital in Boston im Department of Anesthesiology, Critical Care and Pain Medicine.

M.B. Laver war von Anfang an ein leidenschaftlicher Forscher. Bereits 1956 erschien seine erste experimentelle Arbeit. Er schloss sich in Boston der berühmten Forschungsgruppe „Respiratory Intensive Care Unit“ um Henning Pontoppidan und Henrik H. Bendixen an, die weltbekannte Experten auf dem Gebiet des akuten Lungenversagens (ARDS) waren. Aus dieser Zusammenarbeit stammt eine Reihe von hochangesehenen Publikationen. 1970 wurde Myron B. Laver Full Professor an der Harvard Medical School.

Auf Betreiben von Martin Allgöwer nahm Laver 1979 den Ruf zum Ordinarius für Anästhesiologie in Basel an. Dies war ein Meilenstein in der Geschichte der Basler Anästhesie, die damit die internationale –angloamerikanische Bühne – betrat. Reorganisation der Klinik, Forschung und Fortbildung standen im Zentrum des Wandels. Das Departement für Anästhesiologie wurde gegründet, Forschungslabors für biochemische und tierexperimentelle Studien wurden aufgebaut. Im Zentrum seines Forschungsinteresses standen Bestimmung und Wirkungen des ionisierten Kalziums, Funktion des rechten Ventrikels beim Lungenversagen und die Myokardischämie.

Myron B. Laver verstarb am 31. August 1982. Was er in seiner kurzen Amtszeit in Basel angestossen hat, war für die Anästhesiologie und Intensivmedizin in Basel entscheidendes Fundament für eine starke klinische und akademische Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten. Der von ihm konzipierte Kurs „Postgraduate Course in Anaesthesiology and Intensive Care“, später umbenannt in „Myron B. Laver International Postgraduate Course“ wurde jährlich wiederkehrend für viele Jahre als einziges internationales Anästhesiemeeting der Schweiz weitergeführt und feierte 2020 sein 40. Jubiläum. 

Dick A. Thomson (1983-1988)

medF

Dick Thomson aus Lund, Schweden wurde 1983 Lavers Nachfolger. Er hatte bereits 1979 ein Jahr am Departement Anästhesiologie als Visiting Professor in Basel gearbeitet. Er kehrte 1982 nach der Erkrankung Lavers nach Basel als sein designierter Nachfolger zurück. Er übernahm die von seinem Vorgänger initiierte Forschungsstrategie zur Brückenbildung zwischen Grundlagen- und klinischer Forschung. Experimentell wurde die Kreislaufforschung weiterverfolgt. Im Labor wurden zudem Techniken zur Messung der Konzentrationen von volatilen Anästhetika und Lokalanästhetika aufgebaut, die für Studienzwecke zur Verfügung standen. Erste Schritte für die digitale Erfassung perioperativer Anästhesiedaten wurden in Angriff genommen. Thomson war Mitinitiator der Einführung europäischer Standards in der Facharztweiterbildung Anästhesie in der Schweiz. Dabei kam ihm entgegen, dass er in seiner Basler Zeit Präsident der Europäischen Akademie der Anästhesiologie war. Essentielles Kriterium für die Selektion junger Anästhesistinnen und Anästhesisten für Oberarztstellen war der Nachweis des bestandenen schriftlichen Europäischen Fachexamens, welches damals in der Schweiz lediglich fakultativen Charakter hatte.

Bereits nach 5 Jahren folgte D. Thomson 1988 einem Ruf an die Universität Bern und wechselte als Direktor an die anästhesiologische Klinik am Inselspital.